Als ich mit meinem zweiten Kind, einem Mädchen, schwanger war, fing ich an, wieder zu nähen. Ich hatte zwar noch keine Nähmaschine, aber abends vor dem Fernseher nähte ich von Hand Röcke an ehemalige Jungs-Bodies. Und ich habe das Internet nach Anleitungen für süße Mädchenkleider durchforstet. Irgendwie seltsam, denn es war mir nie in den Sinn gekommen, für meinen Sohn (5) etwas zu nähen (abgesehen davon, die Löcher in seinen Hosen zu stopfen). Wenn ich mich so umsehe, scheint es allerdings nicht nur mir so zu gehen, die Näh-Community ist viel mehr auf Mädchen ausgerichtet als auf Jungs.
Das wäre auch nicht weiter schlimm, wenn der Große nicht auch gerne etwas von seiner Mama genäht bekommen würde. Das erste Näh-Werk war einfach und kam gut an: Ein Batman-Umhang aus schwarzem Ikea-Stoff. Das zweite war ein Hoodie, der angeblich toll ist, aber bisher sein Dasein im Schrank fristet. Und dann? Dann war ich etwas ratlos, was folgen könnte. Es gibt eine ganze Reihe von Schnitten, die sowohl für Mädchen als auch für Jungs genäht werden können, z.B. das Basic Shirt, den Hoodie oder den Beanie. In Blogs steht immer wieder, dass es mittlerweile so viel einfacher ist, für Jungs zu nähen, und dass es nun schon so viele schöne und coole Jungs-Stoffe gibt. Aber ich tue mich trotzdem schwer. Mir fehlt oft die Inspiration, wie es genau aussehen soll, damit es weder zu kindlich noch zu erwachsen aussieht und dann auch noch dem Großen gefällt.
Zum Glück weiß mein Sohn selber am Besten, was er haben möchte. Während ich noch im Internet nach Inspiration suchte, fragte er mich eines Tages, ob ich ihm nicht ein Fußball-T-Shirt nähen könnte? Mit Zahl hinten. Er wünscht sich die 1, nein die 5, nein: die 13. Also habe ich Google-Bilder durchsucht und beschlossen: Ein T-Shirt, vom Deutschland-Trikot inspiriert, das ist zu schaffen.
Ich verwendete dazu silbergrauen Jersey als Hauptstoff und schwarzen Jersey für das Halsbündchen und den Ärmelsaum. Eigentlich ist das Deutschland-Trikot ja weiß, aber weißen Stoff habe ich nicht vorrätig. Außerdem hoffe ich, dass man Flecken auf dem grauen Stoff weniger sieht als auf weißem. Die Zahlen werden mit Stoffmalfarbe aufgebracht und ein Fußball-Bügelbild gab es zufällig in unserem Drogeriemarkt. Also legte ich los!
Zuerst wurden die Teile zugeschnitten. Die einzige Änderung zum normalen T-Shirt-Schnittmuster war, dass ich die Ärmel um 2cm kürzte und dafür zwei 5,5 cm breite Streifen aus dem schwarzen Jersey zugeschnitten habe. Außerdem schnitt ich für die Seiten vorne und hinten jeweils einen schwarzen Streifen zu.
Das Material: zwei Mal die ausgedruckte Zahl 13, Fotokarton, einen Cutter, Schablonenkleber (optional), schwarze Stoffmalfarbe, einen Schablonierpinsel, aufbügelbares Saumband von Ikea und die Fußball-Applikation.
Für das Foto hatte ich am Vormittag alle Dinge auf meiner Schneidematte bereitgelegt. Als der Große aus dem Kindergarten kam und das Material sah, fragte er: „Was ist das? Aha, ich weiß, das ist für mein Fußball-T-Shirt“. Er will so gerne helfen. Das heißt, dass es länger dauert und das Ergebnis nicht so perfekt aussieht. Aber es heißt auch, dass der Große beschäftigt ist und total stolz ist, an seinem T-Shirt mitgeholfen zu haben. Also machen wir das T-Shirt zusammen.
Die Zahlen schablonieren:
Um die Vorlage für die 13 zu bekommen, habe ich die Zahl in der Schriftart Arial in Schriftgröße 72 ausgedruckt und dann nochmal auf dem Kopierer vergrößert. Die Zahl an der Vorderseite ist etwa 4,5cm hoch, hinten ist sie 7,5cm hoch.
Wir haben mit Malerkrepp die ausgedruckten Zahlen auf den Fotokarton geklebt und sie mit dem Cutter ausgeschnitten. An den Rundungen ist das manchmal etwas friemelig.
Um die zwei Schablonen zu trennen, haben wir den Fotokarton auseinandergeschnitten, dabei haben wir um die Zahlen jeweils ein paar Zentimeter Fotokarton stehen lassen.
Die Rückseite der Schablone habe ich mit Schablonenkleber besprüht. Dieser Schritt ist optional, er hilft, dass die Farbe nicht unter die Schablone kriecht. Das Spray bitte unbedingt draußen aufbringen, sonst stinkt es alles voll… Glaubt mir, den Fehler habe ich schon mal gemacht 🙂
Der Schablonenkleber muss leicht antrocknen, bevor man die Schablone auf den Stoff andrückt. Damit die Stofffarbe nicht den Untergrund verschmutzt, ist es sinnvoll ein Papier oder einen Karton unter den Stoff zu legen.
Die Farbe hat der Große ganz alleine aufgebracht, da die kleine Maus mittlerweile ungeduldig wurde und ich sie mir vor den Bauch gebunden habe. Zum Glück beherrscht er das Schablonieren schon richtig gut.
Man hält dabei den Pinsel immer senkrecht und bringt dann mit stupsenden Bewegungen die Farbe auf.
Sobald Ihr mit der Farbe fertig seid, zieht Ihr die Schablone ab. Dann muss die Farbe nur noch nach Hersteller-Angaben trocknen und fixiert werden, meist durch Bügeln ohne Dampf oder im Backofen.
Die restliche Deko
Die schwarzen Stoff-Streifen habe ich etwas größer ausgeschnitten als das Saumband, damit man das Saumband gut aufbügeln kann. Dann habe ich um das Saumband herum den Stoff ausgeschnitten und den Streifen der Länge nach halbiert. Da man dabei nicht nur den Stoff sondern auch das Saumband durchschneidet, habe ich nicht meine Stoffschere benutzt, sondern eine scharfe Bastelschere.
So hatte ich vier schmale Streifen, die ich erst aufgebügelt und dann angenäht habe. Die Fußball-Applikation habe ich nur aufgebügelt. Ich hoffe, das hält trotzdem, mit Bügelbilder habe ich noch keine Erfahrung.
Das Nähen
Ja, und dann musste das T-Shirt einfach zusammengenäht werden (das Bügeln der Nähte nicht vergessen!). Den unteren Saum habe ich mit dem Bienenwaben-Stich meiner Nähmaschine genäht und er gefällt mir gut. Der Stoff wellte sich zwar direkt nach dem Nähen, aber durch Bügeln wurde er fast ganz glatt.
Den Ärmel-Abschluss habe ich wie ein (nicht gedehntes) Bündchen angenäht. Das Bündchen ist also genauso weit geschnitten wie den Ärmel. Damit da ja nichts verrutscht und ich am Ende mehr Bündchen als Ärmel übrig habe, habe ich zur Sicherheit die Naht noch von Hand geheftet.
Das fertige Fußballtrikot
Hier sind einige Tragebilder: Allerdings sind sie noch ohne den schwarzen Ärmel-Abschluss – der Große konnte es gar nicht erwarten, das T-Shirt anzuziehen und hat es kurzerhand als fertig erklärt. „So ist es gut, Mama. Den Rest kannst du machen, wenn ich schlafe!“
Das Trikot ist nicht perfekt, insbesondere das Halsbündchen ist hinten etwas verrutscht. Aber auch gar nicht schlecht. Und das Wichtigste ist: Dem Großen gefällt es super und er möchte es zum Fußball-Spielen nun immer anziehen. Also: Die Mission war erfolgreich!
Habt Ihr auch Jungs, die von Euch benäht werden wollen? Was näht Ihr denn so für Eure Jungs?
Viele liebe Grüße,
Cailin
PS: Wenn du auf der Suche nach einem schnell zu nähenden Schnittmuster für Jungen und für Mödchen bist, dann melde dich einfach zu unserem Newsletter an. Als kleines Dankeschön bekommst du das kostenlose Schnittmuster der Leggings Luna in den Größen 44-116 innerhalb der nächsten Stunde zugeschickt.
Das Schnittmuster für die Leggings Luna kannst du übrigens alternativ im Shop erwerben.
Mirakulixa meint
Hallo Cailin,
toll ist dein Fußballtrikot geworden! Ich nähe für meine dreijährigen Zwillingsjungs v.a. Shirts/Pullis, Hosen, Schlafanzüge und Mützen, auf Wunsch waren auch zwei lange! Kleider dabei. Highlights waren die Softshelljacken im letzten Herbst und die Geburtstagsshirts mit Applikationen. Sie freuen sich jedes Mal sehr über die genähten Sachen (nur ein Pulli wurde bislang aus mir unbekannten Gründen von beiden abgelehnt). Es werden auch regelmäßig Wünsche abgegeben oder, falls sie die Stoffe entdecken, ein Stoff hervorgekramt und mit „will ich anziehen“ oder „sollst Du nähen“ kommentiert 🙂 Helfen wollen sie auch, aber bislang habe ich sie noch nicht an die Maschinen gelassen 😉 Toll, dass dein Sohn so super mitmachen konnte. Ich hätte die Zahlen aus Faulheit wohl einfach mit Gradstich aus Jersey appliziert – aber so ist es doch viel schöner, ein Gemeinschaftswerk <3
Liebe Grüße, Julia
cailin meint
Hallo Julia,
danke für deine lieben Worte. Deine Näh-Liste ist ja ziemlich lang! Und toll, dass die Jungs die Sachen so gerne anziehen. Das Fußball-Trikot hat sich bei uns auch zu einem Lieblingsteil entwickelt 🙂
Der Große hat übrigens auch an der Maschine mitgeholfen. Ich hatte da zwar auch Bedenken, aber an Weihnachten wurde im Kindergarten ein Kissen genäht, das die Kinder selbst an der Maschine zusammengenäht haben. Seitdem will mein Sohn regelmäßig etwas nähen. Ich sitze natürlich dabei und helfe mit, aber es klappt eigentlich echt gut.
Mirakulixa meint
Ja, ich hoffe, dass die Begeisterung fürs mithelfen und nähen wollen anhält und sie dann in 1-2 Jahren wie dein Sohn auch mitmachen. Dafür habe ich mir von Nicibiene schon die wunderbaren Kissen ausgeguckt, vielleicht muss ich die aber auch schon früher nähen 😉
Karin meint
Ich nähe auch überwiegend für meine Tochter (2).
Mein großer Sohn (10) mag nicht so gerne selbstgenähtes tragen, aber seinen Schlafanzug aus tollem Jersey mit Minecraft-Muster liebt er heiß und innig.
Mein zweitgrößter (8) mag gerne von mir benäht werden und bekommt Shirts, Beanies, Halstücher… Er bringt auch viele eigene Ideen ein.
cailin meint
Hallo Karin,
da bist du ja ganz schön beschäftigt! Und toll, dass du auch für den Großen etwas findest, das er gerne trägt. Mal sehen, wie das bei uns später mal wird… Und notfalls nähe ich eben mehr für mich!
Viele Grüße,
Cailin
Ilona meint
Das Fussball Trikot ist einfach mal genial. Meine Jungs sind ja schon etwas aelter 38, 36 und 29 aber Fussball Trikot’s lieben sie immer noch. Hab vor ein paar Wochen ‚Die Mannschaft‘ von Lillestoff gekauft und was soll ich euch sagen … mein Juengster, totaler Fussball Fan, auch wenn es manchmal schwierig ist Spiele anzusehen …wir wohnen ja in Australien …hat er mir gleich den Auftrag gegeben ihm ein Trikot zu naehen. LOL 🙂
Nummer 13 ist auch seine Lieblingsnummer 🙂
cailin meint
Hallo Ilona,
wie cool, dass auch so große Söhne noch ein Fußball-Trikot genäht haben wollen 🙂
Viele liebe Grüße,
Cailin